Türkeis schönste Strecken
Auf lohnenswerten Gleisen
Unser Bahnschmankerl
Höhepunkt ist die Bahnstrecke Ankara - Kayseri - Erzurum, gar keine Frage! Übrigens führen nur zwei internationale Bahnlinien in den Osten der Türkei: ein südlicher Ast über Malatya nach Van (Richtung Iran), und ein nördlicher über Erzurum nach Kars (Richtung Armenien bzw. Georgien). Die Südmagistrale über Adana und nach Syrien steht dem Personenverkehr nicht mehr zu Verfügung.
Unser Routenvorschlag ist für zwei Wochen Türkei gedacht: sie berührt die unangefochtene Metropole Istanbul, die antike Ägäis und führt weiter über Kappadokien ins "wilde" Kurdistan.
Istanbul
www.istanbul.de
Hier endet der europäische Kontinent, und Asien beginnt. Auf sieben Hügeln errichtet, bildet der Stadtmoloch (12 Mio. Ew) ein undurchdringliches, unentwirrbares Knäuel von Straßen und krummen Gässchen, erfüllt von Dieselduft und Schweißgeruch, vor allem in Moscheen! Türkei im Kleinformat, sämtliche Provinzen und Berufe vermischen sich im bunten Treiben. Unverzichtbar: eine Bootsfahrt auf dem Bosporus und übers Goldene Horn (preiswerter Linienverkehr!).
Ägäis und Mittelmeer
Pergamon
42 km westlich vom Bahnhof Soma. Kein Vorbeifahren für archäologisch einigermaßen Interessierte! Die alte Griechenstadt erlebte ihre Ruhmesstunde, als Athen bereits dem Untergang in den Rachen blickte. Ihre Überreste verteilen sich auf drei Ebenen, Liebhaber alter Steine werden sich vor Entzücken kaum halten.
Ephesus und Selçuk
71 km südlich von Izmir. Kein Besucher der antiken Stätte Ephesus entgeht dem Strudel der lärmigen Stadt Selçuk. Diese besitzt immerhin ein sehenswertes Museum, ein weithin bekanntes Kamelfest (Anfang Jan) und ein paar Pensionen.
Bodrum
266 km südlich von Izmir. Türkische Ausgabe von Saint Tropez. Ausnahmsweise wurde aber auf die sanfte Tour gesetzt, der Rundblick über die Bucht ist unvergesslich, und auch sonst hat´s das Schicksal sehr gut gemeint mit Bodrum.
Pamukkale
12 km nördlich von Denizli. Eines der eindrucksvollsten Türkei-Ziele, entsprechend viele Tourenbusse, Souvenirstände und Zimmerwerber! Kalkhaltiges Quellwasser modelliert seit Jahrtausenden den Fels zu merkwürdigen Formen, die schneeweiß in der Sonne leuchten; dazu die eindrucksvolle Totenstadt Hierapolis. Keine Bankfiliale, nur teure Wechselstuben; darüber tröstet ein satter Rotwein hinweg!
Ankara und Anatolisches Hochland
Ankara
577 km südöstlich von Istanbul. Nicht auszurotten ist das Vorurteil, Ankara (3,3 Mio. Ew), im Jahre 1923 von Atatürk zur Hauptstadt erhoben, sei modern und langweilig. Versuchen wir´s doch so zu sehen: nach dem quirlig-lauten Istanbul kann man ein bisschen entspannen. Europäische Städteplaner haben auf der abgenutzten Steppe lange Avenuen im rechten Winkel, Parks und Seen angelegt.
Kappadokien
Eine der spektakulären Sehenswürdigkeiten der Welt, diese wunderliche Sammlung spitz zulaufender Felsumrisse. In den extrem weichen Vulkanboden gruben Wasserläufe enge Rinnen, am Grund der Täler begegnet man dann bis zu 30 m hohen Kegeln, Türmen und Felsnadeln. Morgens leuchtet der Fels zartrosa, die Abendsonne färbt ihn gelb bis ocker, ein Spaziergang im Mondenschein schließlich hat alle Chancen, zu den kostbarsten Reiseerinnerungen zu zählen.
Göreme
Im Zentrum des Dreiecks Nevschehir (10 km westlich) - Nigde - Kayseri (65 km östlich) drängeln sich natürlich die Reisebusse. Die Täler boten der Bevölkerung Unterschlupf während der Christenverfolgungen, später bei Überfällen der Araber. Die Höhlenkirchen überraschen durch Bauweise, Fresken und Wandmalereien. Beklemmend, wie gleichgültig die Behörden dem Erhalt dieses weltweit einzigartigen Ortes gegenüberstehen.
Kurdistan
Das Tibet Kleinasiens, in Bezug auf Landschaft wie politische Verhältnisse. Auch das Vorgehen der türkischen Armee gegen kurdische Zivilisten braucht keinen Vergleich mit ihrem chinesischen Konterpart zu scheuen. Zudem treten die (meist jungen) Soldaten mit dem Großkotz jedes Kolonialherrn auf. Wir sind im Oktober 1997 mit einem bulgarischen Truck von der iranischen Grenze nach Istanbul getrampt: bis Erzincan 15 Straßensperren, fast jede wollte DM, Zigaretten oder eine Kassette. Wir sahen, wie Kurdenkinder, etwa acht Jahre alt, bei Erzurum neben den Bahngleisen spielten. Als ein Zug vorbeischlich, öffnete sich plötzlich die Tür des Güterwaggons; vier Jungs am MG-Stand simulierten eine Attacke auf die erschrockenen Kinder. Als die plärrend davonrannten, bogen sich die Soldaten vor Gelächter.
Deshalb keinen Kontakt mit dem Militär provozieren. Auf penetrante Soldaten, aber auch freundliche Bevölkerung gefasst sein. Unauffällig kleiden, vor allem Frauen. Nachts kein Überlandverkehr, obwohl die Fernstraßen panzergerecht breit ausgebaut sind!
Auch nachdem die PKK den bewaffneten Kampf für beendet erklärt hat, erscheint uns die Weiterreise von Urfa oder Harran nach Osten (Mardin oder Diyarbakir) nicht ratsam. Hinweise zur aktuellen politischen Lage beim Auswärtigen Amt unter www.auswaertiges-amt.de.
Wer sich im Kurdenkonflikt eine eigene Meinung bilden will, dem seien die folgenden Ziele ans Herz gelegt.
Tatvan
459 km östlich von Malatya. Ausgangspunkt für Abstecher zur Ruinenstätte Ahlat und zum Krater des mächtigen Vulkankegels Nemrut Dagi (3050 m). Badesachen für dessen heiße Quellen einpacken, Zelten ist möglich.
Van und Van-See
Der größte Binnensee der Türkei wird flankiert von Tatvan im Westen und Van im Osten. Im Herzen des ehemaligen armenischen Reiches solltet ihr zu mehreren ein Boot zur Akdamar-Insel mieten: Kirchlein mit grandiosen Skulpturen.
Erzurum
568 km nordöstlich von Malatya. Auch im Sommer recht kühl dank 1950 m Höhenlage. Hier vereinigte Atatürk anno 1919 seine Genossen und rief die türkische Einheit aus. Netter Spaziergang, da alle Stätten dicht beieinander.
Dogubayazit
185 km östlich von Erzurum. Was an dieser Kurdenstadt mit ehrwürdiger Zitadelle so reinknallt, sind der Weg dorthin - und zwei besondere Knüller. Ob von Erzurum (4 Std.) oder Van (3 Std., zweimal): die Busse kriechen zum Teil in Sichtweite des Iran zwischen erkalteten Lavaströmen, urwüchsigen Dörfern, Nomadenzelten und wilder Naturschönheit voran.