Großbritanniens Eisenbahn
British Rail / National Rail Network
Einführung
Zuallererst mal ein kurzes Gedenken: die dereinst stolzen, später zunehmend maroden British Railways (BR), Herrscher über 16.500 Schienenkilometer, existieren seit Abschluss der Privatisierung nicht mehr. An ihrer Stelle kümmert sich nun die monopolistische Aktiengesellschaft Network Rail um die Infrastruktur der britischen Eisenbahnen, also Gleisstrecken, Signale, Bahnhöfe und alles was dazugehört. Der Reisezugverkehr wird in festen zeitlichen Abständen (7-15 Jahre) an die ca. 30 Train Operating Companies auf Franchisebasis vergeben, die wiederum ihr rollendes Material von drei unabhängig voneinander operierenden Firmen leasen.
Alles klar? Macht gar nichts, Hauptsache ist schließlich, dass Personen- und Güterverkehr reibungslos funktionieren, auch wenn kein Mensch mehr weiß, wie sie das tun. Aber ach, ihr ahnt es schon: die Preise sind seit der Privatisierung hoch, viele Züge verlottert, die Zuständigkeiten unklar, die Strecken vernachlässigt, die Sicherheitstechnik veraltetet, die Unfälle häufen sich (Paddington u.a.), Pünktlichkeit und Service lassen zu wünschen übrig. Und weh dem, der in den Abendstunden oder an Sonntagen außerhalb Londons zu reisen trachtet ... Macht euch also schon mal nach eurer flotten Anreise per Eurostar durch den Eurotunnel auf einiges Ungemach gefasst. Ein paar herbstlich gefärbte Blätter auf den Schienen (leaves on the rails) haben schon so manchen britischen Fahrplan das Fürchten gelehrt. Dennoch wäre es jammerschade, das Bahnland Großbritannien mit seinen landschaftlich aufregenden Strecken in Cornwall, Wales und Schottland zu verschmähen.
Tickets Bestellen
Informationen und günstige Tickets für Bahnfahrten findet ihr bei www.britrail.com.
Streckennetz
Das beachtliche, ca. 16.500 km lange britische Eisenbahnnetz ist auf den Knotenpunkt London ausgerichtet. Die Hauptstadt besitzt mehrere zentrale Kopfbahnhöfe, von denen aus jeweils ein bestimmter Landesteil bedient wird. Daher müsst ihr bei der Durchreise zunächst den richtigen Abfahrtsbahnhof lokalisieren.
London Paddington: Westengland und Südwales
London Euston: Nordwales, westliche Midlands, Nordwestengland und Schottland
London King´s Cross: Yorkshire, Nordostengland und Ostschottland
London St. Pancras: östliche Midlands und Sheffield
London Liverpool Street: East Anglia
London Victoria, Charing Cross und Waterloo: Süd- und Südostengland
Von den genannten Londoner Bahnhöfen gelangt ihr dann (fast) in jeden Winkel des Inselreiches: nach Penzance im äußersten Südwesten (Cornwall), nach Dover im Südosten, nach Thurso an der Nordspitze Schottlands und natürlich nach Wales und weiter nach Irland. Have a nice trip!
Entfernungen werden, very brititsh, nach wie vor meist in Meilen angegeben, wobei eine britische Meile 1,609 kontinentalen Kilometern entspricht.
Zuständig für Betrieb und Unterhaltung der Bahnstrecken ist Network Rail.
Service
Jeder britische Bahnhof verfügt über einen Auskunftsschalter und kostenlose Fahrpläne.
Reservierung ab 2 €, nur in wenigen (gekennzeichneten) Zügen nötig, zur Ferienzeit ratsam.
Speisewagen: teuer und nur von Montag bis Freitag auf jeden Fall dabei; Minibar täglich auf Hauptstrecken.
Zuschläge: good news für Zuschlaghasser - nix zu hassen auf der Insel! Bad news für Zugschläfer - Sitze nicht ausziehbar, Großraumwagen dauerbeleuchtet.
Schlafwagen verkehren zwischen London und Schottland bzw. Südwestengland. Ab London Night Riviera nach Plymouth/Penzance und Caledonian Sleeper nach Edinburgh/Inverness (außer Sa und So). Bettzuschlag im klimatisierten Doppelabteil mit Waschbecken und Schlummertrunk. Abteile sind ab 22 Uhr zu beziehen und erst nach 8 Uhr zu räumen. Nachtstrecken sind von Deutschland aus reservierbar.