Polen von I-O
Kirche, Küche, Kultur
Intelligenz
Schicht der Gebildeten, die Ende des 19. Jahrhunderts aus dem verarmten Adel hervorging. Sie pflegte ein Ethos, in dem immaterielle Werte - Bildung, Aufklärung, soziale Sensibilität - Vorrang haben. Bewahrung der Kultur und der inneren Freiheit waren Aufgaben, die sie sich selber stellte und die sie zu einer potentiellen Gefahr für politische Totalitarismen und autoritäre Regimes machte. Die polnische Intelligenz wurde gleich am Anfang der deutschen Okkupation besonderem Terror ausgesetzt. Lehrer, Geistliche, Professoren wurden in Konzentrationslager verschleppt, und die heranwachsenden Jahrgänge durften - als "slawische Untermenschen" - nur etwas Lesen und Schreiben lernen, aber nicht mehr. Heutzutage beklagen viele den Untergang der Intelligenz in der neuen Konsumgesellschaft.
Jakos to bedzie... (jakosch to bendje)
Zu deutsch "es wird schon werden..."; sehr oft gebrauchte Phrase (vergleichbar mit dem spanischen "mañana“, also "abwarten und Tee trinken"). Für positiv Denkende ein Zeichen von Spontaneität und Improvisationsgeist, und für kritische Köpfe ...
Katholische Kirche
95% der Polen sind Katholiken; die Katholische Kirche spielte in den Zeiten, wo Polen als Staat nicht existierte bzw. seine Souveränität sehr eingeschränkt war - während der Teilungen, der deutschen Okkupation und in der Volksrepublik Polen - eine durchaus politische Rolle. Sie unterstützte den Widerstand gegen die Fremdherrschaft; in den modernen Zeiten half sie mit ihrer Infrastruktur auch der nicht katholisch gebundenen Opposition. Die Katholische Kirche ist dabei, ihr Selbstverständnis in der polnischen (Konsum-)Gesellschaft neu zu definieren. Die Zahl derjenigen, die regelmäßig in die Kirche gehen und ihre Lehre ohne Vorbehalte akzeptieren, nimmt ab.
Minderheiten
Der Anteil der Minderheiten an der Bevölkerung Polens übersteigt nicht 5%. Die größte Minderheit bilden die Deutschen (ca. 300.000-500.000), die vor allem in der Gegend um Opole/Oppeln wohnen. Weitere Minderheiten sind Weißrussen, Ukrainer, Slowaken, Litauer, Roma und Juden. Polen war vor dem Krieg ein multinationaler Staat, aber durch die Grenzverschiebung und die Vernichtung der Juden ist es zu einem fast mononationalen Staat geworden. Die Spuren der multinationalen Kultur Polens sind am besten in den östlichen und besonders südöstlichen Teilen Polens zu finden. Döblins Reise in Polen kann helfen, das national und kulturell sehr bunte Leben im Vorkriegspolen nachzuempfinden.
Musik & Tanz
Von den älteren Komponisten wird die Tradition Chopins, der in Polen aufwuchs, besonders gepflegt. Zu den populären Rock- und Popsängern und Gruppen gehören: Steczkowska, Bartosiewicz, Kowalska, Lipnicka, Staszewski, Jopek, Varius Manx, Kult, Kobranocka, DeMono, Piersi, Elektryczne Gitary usw. Sonst sind die Jugendlichen in bezug auf die internationalen Schlager auf dem Laufenden, vergleichbar mit den westlichen Musikfans. Eine Besonderheit stellt seit einigen Jahren Disco Polo dar. Von Musikkennern als Kitsch verpönt, werden diese rhythmischen, süßlichen Lieder mit oft obszönen, einfachen Texten in Autos und auf den Märkten gehört, getanzt wird dazu auf Familienfeiern.
Tipp: Beim Polenbesuch nachfragen, ob nicht gerade das Jazz-Festival Jazz Jamboree stattfindet.
Niemcy
Polnisch für Deutschland, Deutsche; die Wortkunde sucht den Ursprung der Bezeichnung für die Deutschen im Wort "niemy" (stumm). Diejenigen, deren Sprache man nicht versteht, sind wie stumm ...