Städtetipps

Polnische Städte

Jenseits von Warschau

Breslau

Polnisch Wroclaw; sehr schön renovierte, lebendige Großstadt, wo sich Spuren deutscher, aber auch jüdischer Kultur entdecken lassen. Hier wurden die polnischen Einwohner der Stadt Lwów bzw. Lemberg, die nach 1945 der Sowjetunion zufiel, angesiedelt, nachdem die deutsche Bevölkerung zum Teil geflüchtet und zum Teil vertrieben worden war. Lange Zeit konnte man hier sogar den Lemberger Dialekt hören. Heute ist die Stadt ein wichtiges Zentrum der polnischen Kultur mit guten Kabaretts und einer Jugendszene.

Gdansk

Dt. Danzig, eine Hansestadt - die Bücher von Günter Grass lassen den Leser die Atmosphäre der Stadt aus der Zeit vor und im Krieg spüren. Von den polnischen Schriftstellern ist der auch in Deutsche übersetzte Pawel Huelle ein Danziger, für den die Stadt ein literarisches Thema ist. Stichwort deutscher Überfall auf Polen vor 60 Jahren (1. September 1939): die Westerplatte im Danziger Hafen und der heldenhafte Widerstand ihrer polnischen Verteidiger ist im kollektiven Gedächtnis nach wie vor präsent. Auch in der neuesten Geschichte ist Danzig ein Symbol des Widerstandes: hier entstand die Gewerkschaft Solinarosc.

Gniezno

Dt. Gnesen, die erste Hauptstadt Polens. Hier kam im Jahre 1000 Kaiser Otto der III. mit dem polnischen König Boleslaus dem Tapferen zusammen. In polnischen Diskussionen öfters als Symbol für eine positive Gestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen zitiert. Sehenswert der Gnesener Dom.

Krakau

Bis in das 16. Jahrhundert hinein Hauptstadt Polens; manche (böse Zungen?) behaupten, es sei bis heute die geistige geblieben. Sehenswerte Baudenkmäler aus dem Mittelalter und der Renaissance - die Krakauer Innenstadt wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe registriert! Hier wurde 1364 die älteste Universität Polens (Heidelberg 1386) gegründet. In der mittelalterlichen Marienkirche ist ein Holzaltar zu sehen, der von Veit Stoß geschaffen wurde. Veit Stoß lebte nach seiner Nürnberger Zeit in Krakau, wo er unter dem Namen Wit Stwosz bekannt war. Eine schöne Impression über die Krakauer Marienkirche findet sich in Alfred Döblins Reise in Polen. Außer vielen Reizen, darunter ein buntes Studenten- und Kulturleben (u.a. jährlich Festival der jüdischen Kultur), die Krakau zu bieten hat, ist ein Abstecher nach Wieliczka lohnenswert.

Beim Besuch in Krakau nicht vergessen, dass in seiner Nähe die Industriestadt Oswiecim liegt, die unter ihrem deutschen Namen Auschwitz in die Geschichte eingegangen ist (das Konzentrationslager dort ist ebenfalls Weltkulturerbe).

Kruszwica

Hier soll in alten Zeiten ein König namens Popiel von Mäusescharen aufgefressen worden sein. Wir finden: immer noch besser als von Ratten ...

Lancut

Stadt im Südosten Polens mit Sehenswürdigkeiten aus der Zeit der Renaissance. Ein bekanntes Kutschenmuseum.

Lodz

Großstadt im Zentralpolen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt dort die Textilindustrie zu boomen. Der multikulturelle (deutsch-polnisch-jüdische) Unternehmergeist von Lodz aus der Zeit des Raubtierkapitalismus wird im Film "Das gelobte Land" (Ziemia obiecana) von Wajda (nach dem gleichnamigen Roman von Nobelpreisträger W. Reymont) gezeigt. Durch den Krieg verlor Lodz seine multikulturelle Buntheit. Es bleibt eine Industriestadt mit großen sozialen Problemen, aber auch mit zwei Besonderheiten: einer bedeutenden Filmhochschule und einer Architektur aus der Zeit der Industrialisierung, die durchaus interessant ist, wenn auch ihr ästhetischer Reiz nicht ganz unumstritten ist.

Marienburg (Malbork)

Hauptstadt des Ordensstaates des Deutschen Ritterordens; sehenswert die Burg - eine ganze Festungsanlage. Jugendgruppen (auch international zusammengesetzt) erproben dort im Sommer die mittelalterliche Lebensweise. Marienburg wurde von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Thorn

Mittelgroße Stadt an der Weichsel mit vielen gotischen Baudenkmälern; Überreste der Burg des Deutschen Ritterordens (UNESCO-Weltkulturerbe). Geburtsstadt von Kopernikus, den die national gesinnten Polen und Deutschen jeweils als Deutschen bzw. als Polen zu vereinnahmen versuchten, ungeachtet dessen, dass seine Zeiten die nationale Zugehörigkeit in unserem Sinne nicht kannten. Spezialität der Stadt: Lebkuchen.

Tschenstochau

Ist der bekannteste polnische Pilgerort (4 Mio. Pilger jährlich). Im Paulinerkloster auf Jasna Góra wird ein Marienbild, die Schwarze Madonna, aufbewahrt, um die sich der Kult dort konzentriert.

Warschau

Die Hauptstadt Polens; eine Stadt mit einem großstädtischen Lebenstempo und allem, was damit zusammenhängt: hohe Kriminalitätsrate, florierende Wirtschaft, kaum Arbeitslosigkeit, viel Handel und Wandel auf angeblich einem der größten Märkte Europas in einem Sportstadion. Sonst ist Warschau auch eine Stadt mit historisch geprägtem Antlitz: viele Neubauten, weil die Stadt im 2. Weltkrieg systematisch zerstört wurde; alte Baudenkmäler, die wie die Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) und das Königsschloss rekonstruiert wurden, und viele Gedenktafeln an Hinrichtungsorten, an denen an Allerheiligen Kerzen brennen. Während der deutschen Okkupation gab es in Warschau zwei Aufstände - einen 1943 im Warschauer Ghetto und den zweiten 1944, vom polnischen Untergrund organisiert. Warschau - obwohl nur etwa 700 Jahre alt - hat auch seine Legenden (s. Drachen). Das Warschau der zwanziger Jahre ist sehr einfühlsam in Döblins Reise in Polen porträtiert.