Athen

Sprint in Olympia

Nette Kakerlaken

5. Tag: Do, 8. Juli

An diesem Morgen dauerte es einige Stunden, bis wir in dem Touristenstädtchen Olympia eine Bank fanden, die zwar Reiseschecks einlöste, aber mit Eurocards nichts anzufangen wusste (Pech für Andrea).

Trotz der glühenden Hitze besuchten wir die Ausgrabungen Olympias. Die Ruinen sahen aus, als seien sie erst neulich zu Ruinen geworden, mit anderen Worten: das reinste Schlachtfeld. Es bedurfte einer großen Portion Phantasie, die im Prospekt eingezeichneten Göttertempel zu identifizieren, nachdem nur vereinzelt Schilder und Beschriftungen vorhanden waren. Im alten Stadion ließ sich unser gutmütiger Rob sogar zu einem kleinen Sprint überreden, indes ihn Andrea fotografierte.

Nach dem Museumsbesuch verabschiedeten wir uns von Rob - natürlich nicht ohne Adressen auszutauschen - und beeilten uns ein wenig, um den Zug um 12 Uhr 30 Uhr nach Pyrgos noch zu erreichen. Und schon wieder warteten wir einige Stunden in unserem ach so geliebten Pyrgos. Um 17 Uhr traf dann endlich der Zug ein, der uns nach Korinth bringen sollte, von wo aus wir nach Nafplio fahren würden, eine der schönsten Städte Griechenlands.

Langsam wurde es dunkel, so dass wir den berühmten Kanal von Korinth nur noch im Dämmerlicht wahrnahmen. Kanal von Korinth? Dann müssten wir doch gleich da sein. Aber wir fuhren und fuhren ...

Nach 1½ Stunden begannen wir dann doch, uns etwas zu wundern, zumal wir dem Schaffner mitgeteilt hatten, wo wir aussteigen wollten. So ging ich vor in die Fahrerkabine und fragte nach Korinth, Corinth und Korinthos, aber die Männer verstanden keine einzige Bezeichnung der Stadt, nicht einmal die griechische. So fragte ich nach Athina (Athen) und fand ganz nebenbei heraus, dass wir bereits in der Hauptstadt waren und Athen Hauptbahnhof der nächste Stopp sein würde. Andrea und ich staunten nicht schlecht. Na gut, dann würden wir halt zuerst Athen besichtigen.

Es gab nur ein Problem: Die Nacht war schon fortgeschritten, und wir hatten keine Ahnung, wo die Jugendherberge war. Doch wir hatten wieder einmal Glück im Unglück: Als wir ausstiegen, empfing uns auf dem Bahnsteig ein schmächtiger Mann mit einer Eunuchenstimme, der fragte, ob wir einen "Place to stay" brauchten und Andrea einen Prospekt seines Hotels "Palmyra" in die Hand drückte. Er machte uns ein Angebot: 10 Euro pro Kopf und pro Nacht.

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Jugendherberge hoffnungslos überfüllt war, entschieden wir uns für das Hotel "Palmyra", das zudem fast im der Stadtmitte lag. An der Rezeption empfing uns eine vampirische Gestalt mit einer Gruselfilm-Stimme und -Mimik. "Do you want to look at your room first?" fragte er, als ob mit dem Hotel etwas nicht in Ordnung sei. Wir lehnten ab, denn wir wollten nur noch schlafen gehen.

Das erste, was wir von unserem Zimmer sahen, waren Kakerlaken, die schnell in ihre dunklen Ecken huschten, als wir die Tür öffneten. Zuerst ging ich also auf Kakerlakenjagd, denn ich war nicht scharf darauf, in der Nacht von solchen Viechern bekrabbelt zu werden. Andrea bemitleidete das Putzpersonal, welches wohl die Kakerlakenleichen vom Boden wischen musste (falls es überhaupt ein Putzpersonal gab). Daraufhin trat sie selbst auf eine solche tote Kakerlake. Es war stickig heiß in dem Zimmer, so dass Schweißtropfen von meiner Stirn in die Suppentasse perlten, während wir aßen. Mjam. Vor dem Schlafengehen stopfte ich alle Löcher im Waschbecken, durch die eventuell Kakerlaken in unser Zimmer eindringen könnten, mit Klopapier zu. Andrea konnte darüber nur lachen. Verständlich. Zum Schlafen trugen wir nichts als unsere Unterwäsche und hielten alle Viere von uns gestreckt, damit wir nicht nach zehn Sekunden schon wieder pitschnass waren. Kakerlaken und Hitze zum Trotz schlief ich in dieser Nacht ausgezeichnet.

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