Rumänien von A-J
Architektur, Ceausescu, Dracula
Diese Rubrik lebt von Mitmachen: unter A-Z sammeln wir Kurioses, Typisches & Verrücktes rund um Rumänien. Eigene Beiträge mailt ihr bitte an die online-Redaktion von interrailers.net, info[at]interconnections.de.
Alkoholisches
Zu rumänischen Gerichten passen die Weiß- und Rotweine aus den bekannten Anbaugebieten von Murfatlar, Cotnari, Jidvei, Dealu Mare, Odobesti und Valea Calugareasca.
Als Aperitif trinkt man oft tuica, einen einheimischen Pflaumenschnaps. Aber Achtung: das Wässerchen könnte Folgen haben! Auch das rumänische Bier ist genießbar.
Antisemitismus
Ganz ungeniert werden in rumänischen Zeitungen Juden und andere Minderheiten diffamiert. Auch nach Deutschland pflegen die Rassisten Verbindungen. Als Beleg für diese These zitieren wir einige Sätze des Bukarester Hetzblatts Atac la persoana (Persönlicher Angriff) in seiner wöchentlichen Rubrik Zvastika (Das Hakenkreuz):
"Als wir dieser Tage durch das Zentrum der Hauptstadt flanierten, hatten wir den Eindruck, dass das Palace-Kasino seine jüdischen Glücksspieler direkt aus Tel Aviv einfliegen lässt. Eine so große Menge virtueller Seife auf den Straßen von Bukarest konnte unsere Seelen nur mit Freude erfüllen. Schade, dass heute ein so großer Mangel an Stacheldraht und Zyklon-B herrscht." (zitiert nach taz-Berlin).
Immerhin tröstlich: der Verfasser dieses Artikels muss sich nun auf Betreiben des Justizministers und der Generalstaatsanwaltschaft für seine Äußerungen vor Gericht verantworten.
Architektur
Die traditionellen, kleinen Bauernhäuser sind ein malerischer Anblick. Oft sind Fenster und Türen hellblau oder in anderen kräftigen Farben gestrichen, um sich von den weißgetünchten Wänden abzuheben. Vorstehende Vorbauten gehören überall dazu. Möbel, Teppiche, Fußmatten und Kleidungsstücke werden oft noch in Handarbeit gefertigt.
Das Kontrastprogramm dazu bieten die architektonischen Auswüchse der Ceausescu-Ära (haben wir unter Reise- und Routentipps - Bukarest näher ausgeführt).
Bevölkerung
89 % der Einwohner sind Rumänen, 7 % Ungarn und 2 % Zigeuner; weniger zahlreich sind die deutsche, ukrainische, serbische, slowakische, türkische, tschechische, griechische, jüdische, armenische, polnische und albanische Minderheit. Die deutsche Minderheit besteht aus den Siebenbürger Sachsen und den Donauschwaben. Etwa 30 000 dieser Bevölkerungsgruppe sind der deutschen Sprache noch mächtig. Tja, der Balkan ist eben ein Vielvölkergemisch!
Ceausescu (1918-1989)
Das Volk fror und hungerte, der Führer "prasste". Rumäniens langjähriger Staats- und Parteichef Nicolae Ceausescu, geb. am 26.01.1918, galt dem Westen lange als mutiger Gegenspieler Moskaus. Er herrschte seit 1965 unumschränkt in Rumänien und scheute sich dabei nicht mal davor zurück, 1968 dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die CSSR fernzubleiben, ja die "sozialistische Bruderhilfe" sogar zu verurteilen. In der Frage ehemals rumänischer Gebiete schlug Ceausescu gegenüber der UdSSR nationalistische Töne an.
Über allem Respekt vor der Chuzpe des "Conducators", übersahen viele Beobachter nur zu gerne, wie dieser im eigenen Land einen Stalinismus übelster Machart praktizierte. Erst als Ceausescus knallharte Kollektivierungspolitik die Dörfer der deutschen und ungarischen Minderheiten in Bedrängnis brachte, wurde man weltweit auf die Menschenverachtung und Misswirtschaft des Diktators aufmerksam, dessen Familienclan das Land schamlos ausbeutete und der sein Volk mit der Geheimpolizei Securitate in Schach hielt.
Im Zuge der Reformpolitik des sowjetischen KP-Chefs Gorbatschow begann es dann auch in Rumänien zu gären. 1989 kochte der Volkszorn kurzzeitig über und fegte das korrupte Regime Ceausescus hinweg. Der Conducator wurde zusammen mit seiner Frau am 25. Dezember 1989 nach einem Militärgerichtsverfahren erschossen.
Dracula
Der vielverfilmte Roman wird seinem historischen Vorbild Vlad Zepesch (geschrieben Tepes) kaum gerecht. Dieser beherrschte als der "Pfähler" 1456-1462 die Walachei, also nicht Transsylvanien, und schloss sich während der Türkenkriege nur der ohnehin verbreiteten Grausamkeit an. Schätzungen, die von 100.000 Hingerichteten sprechen, halten keiner Überprüfung stand.
Einkaufen
Traditionelle Mitbringsel aus Rumänien sind: gestickte Tischdecken und Servietten, Kunstgegenstände aus Keramik und Ton, Teppiche, Volkstrachten, Holzschnitzereien, Porzellan, Silbergegenstände und Ikonen.
Für gewöhnlich sind die Läden zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet, Supermärkte haben oft bis 20 Uhr oder später offen.
Feiertage
1. und 2. Januar (Neujahr)
Ostermontag
1. Mai (Tag der Arbeit)
1. Dezember (Nationalfeiertag)
25. und 26. Dezember (Weihnachten)
Folklore
Die rumänische Folklore ist im ganzen Land noch auf Schritt und Tritt anzutreffen: Maramures (Holzbauten, Trachten, Keramik); Bucovina (Webereien, bemalte Ostereier, Trachten, Traditionen); Banat (Volkstrachten, traditionelle Bräuche); Horezu (Keramik, Holzschnitzerei).
Westkarpaten: Muntii Apuseni (Volkstrachten, Holzschnitzerei, Volksfeste, Holzbauten), Marginimea Sibiului (auf Glas gemalte Ikonen, Volkstrachten, Haushaltsgegenstände).
Museen mit altem Bauernhandwerk findet ihr in Bukarest, Sibiu, Ramnicu Valcea, Focsani, Timisoara und Sighetu Marmatiei.
Volksmusik und Volkstanz sind im Leben der Rumänen auch heute noch wichtige Konstanten. Die rumänische Volksmusik ist übrigens mitreißend und sehr lebendig.
Geschichte
Das heutige Gebiet Rumäniens ist seit der Altsteinzeit besiedelt Vorfahren der Rumänen sind die Daker, gefürchtete Krieger, die am Anfang des 2. Jahrhunderts von den Römern unter Kaiser Traianus, nach zwei besonders schwierigen Kriegszügen, besiegt wurden. Obwohl die römische Besetzung nur kurze Zeit (165 Jahre) dauerte, hinterließen die Römer ein Jahrhunderte lang andauerndes Erbe: die lateinische Sprache, welche zahlreiche Invasionen von Wandervölkern mehr oder weniger ramponiert überstanden hat.
Mit der Zeit entwickelte sich das Nationalbewusstsein der Rumänen, was zur Gründung der Feudalstaaten der Walachei und der Moldau, im 13. und 14. Jahrhundert, führte. In beiden Staaten folgte ein jahrhundertelanger Kampf gegen die Türken. In dieser Zeit war Transsilvanien nacheinander vom Reich der Osmanen und dem Österreichisch-Ungarischen Kaiserreich besetzt.
Schließlich vereinigten sich die Moldau und die Walachei im Jahre 1859. Das Land wurde 1877 unabhängig und die Vereinigung mit Transsilvanien fand 1918 statt.
Das kommunistische Regime, nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, herrschte 45 Jahre lang und wurde durch die Revolution vom Dezember 1989 beseitigt.