Trampen zum Nordkap
Rückfahrt nach Deutschland
Der Busfahrer weiß den Namen unseres Tickets nicht einmal zu prononcieren, erlässt uns aber 50% der Kosten für die Fahrt. Während dieser lernen wir einen Deutschen kennen. Er wohnt in Honningsvåg und ist auch Couchsurfer, führt Fremde am Nordkap herum, zeigt ihnen die Attraktionen und finanziert so sein Studium. Wir können nicht bei ihm schlafen, er muss arbeiten.
In Honningsvåg erklärt uns der Busfahrer, er müsse nun eine Kurtaxe kassieren, und die Busfahrt zum Nordkap koste extra. Wir steigen also kurzentschlossen aus. Nochmal umgerechnet vierzig Euro sind zu viel. Pro Person. Wir entscheiden uns erneut für die Bettelvariante. Sie funktioniert zwar nicht gut, aber immerhin. Nach drei Stunden Warten erbarmt sich ein älterer Herr, der sich stolz Eigentümer eines dieser Vehikel nennen darf, die einen so furchtbar aufregen, wenn man hinter ihnen mit der doch atemberaubenden Geschwindigkeit von fünfundzwanzig Kilometern in einer Stunde fahren darf.
Zehn Kilometer vom Nordkap entfernt setzt seine Erinnerung wieder ein, oder wir hatten einfach zu wenig geredet, und wir setzten uns auf die kalte Straße. Zig Menschen in riesigen Fuhrwerken brausen den steilen Weg hinauf zum (vermeintlich) nördlichsten Punkt der Erde - an uns vorbei. Kaum zu glauben, ein deutsches Fahrzeug, VW, Multivan, hält an. „Do you want to accompany us to Northcape?“ Ohne Worte. Wir steigen ein. Schnell wird klar, Glückstreffer - Unser Geld hätte nicht für den Eintritt zur „Attraktion“ gereicht. Die Familie zahlt. Wir sind eingeladen, es ist ihr Land. Selbst auf der Rückfahrt sind wir dabei, bis spät abends begleiten wir die Familie. In Karasjok, einem Ort, wo die Schilder bereits auf Russisch zu lesen sind, verlassen wir die Familie mit Wohnwagen und sind sogar traurig. Facebook hilft uns, wir sind immer noch in Kontakt.
Die Zugfahrt nach Deutschland steht an. Rückreise. Endlich. Oder auch nicht. Soviel erlebt man nicht so schnell wieder. Und Worte allein reichen kaum, um ein solches Unternehmen zu beschreiben. Packt eure Rucksäcke, plant eine Reise, und lebt dann für zwei Wochen in einer ganz anderen Welt!
Niklas Beinghaus