Griechenland - Reisebericht

Duft und Abenteuer

Sexy Zikaden

4.Tag: Mi, 7. Juli

Gibt es etwas Schöneres als Schiffsreisen? Uns fiel an diesem Morgen nichts ein, was diese herrliche Aussicht auf das griechische Festland, die leichte Seebrise und die frühen Sonnenstrahlen übertreffen konnte. Vielleicht war es auch nur der Duft nach Freiheit und Abenteuer, der uns langsam in die Nase stieg und uns berauschte. Noch auf dem Schiff lernten wir durch den Kanadier Rob kennen.

Beschreibung Robs: eigentlich Robert Davis - aus Washington State, USA - als Abenteurer geboren - weiß viel, aber nicht alles - will viele Sprachen lernen, vor allem Japanisch - hat die ganzen Beine voller Narben, die er gerne offenbart: jede Narbe birgt ein anderes Abenteuer - sagt beim Erzählen immer "totally, totally", "cooooooooooooool" oder einfach nur "mmmmmmmh" nach jedem Satz und nickt dabei energisch ca. 10 Minuten lang mit dem Kopf - distanziert - wird irgendwann Mt. Everest besteigen - Geologie- und Botanikstudent - besorgt sich von Leuten, die er erst 5 Minuten kennt, die Adressen, damit er möglichst weit herumkommt, ohne Geld für Übernachtungen auszugeben - tritt in Seeanemone - Victor van Gogh - "It was sitting on my .... uhm.... leg..." (über Zikade)

Um 15 Uhr erreichten wir die Hafenstadt Patras (Peloponnes). Somit hatten wir endlich griechisches Festland unter den Füßen. Dort stiegen wir in einen kleinen Bummelzug, der zumindest Richtung Olympia fuhr. Da Rob auch auf dem Weg dorthin war, würde er uns für die nächsten zwei Tage begleiten. Die Zugfahrt machte uns bestens mit den Konditionen der griechischen Eisenbahn vertraut: Uralte Ruckelzügchen, tutende Dampfloks, genervte Menschen, wachsame Schaffner, die einem so oft Löcher in die Fahrkarten stanzen, bis letztere zuerst aussehen wie Schweizer Käse und irgendwann nicht mehr da sind.

Gegenüber von uns saßen zwei ältere Frauen, die sich jedes Mal bekreuzigten, wenn wir an einer Kirche vorbeifuhren. Komisch, diese Orthodoxen.

Rob gegenüber saß ein Mann mit teuflisch-bösem Blick, auf den Rob aufgeregt mit dem Finger zeigte (so dass es jeder sehen konnte), während er uns fragte: "Do you think that man over there is a gipsy?" (so dass es jeder hören konnte).

Wir trafen Stunden später in Pyrgos ein, einem verschlafenen Nest mit misstrauischen Menschen, "geschäftige Handelsstadt" laut Reiseführer. Als ich mich auf einem Stuhl niederlassen wollte, zog ein jähzorniger Restaurantbesitzer ihn mir förmlich unterm Hintern weg. Und als Rob freundlich fragte: "Where´s the bathroom?", war die Antwort ein entschiedenes "No!"

Um 19 Uhr kam ein Zug angezockelt, der uns nach Olympia bringen sollte. Nach wiederum einigen Stunden Zugfahrt trafen wir endlich dort ein und schleppten uns müde und verschwitzt auf den Campingplatz mit dem wohlklingenden Namen Diana. Trotz Müdigkeit und Hunger stürzten wir uns erst einmal in den Swimmingpool, um uns eine kleine Abkühlung zu verschaffen. Dort knallten Andrea ca. 100 Fledermäuse an die Stirn, während Rob sich angeregt mit einem Rhinozerus unterhielt, naja, einer Holländerin, mit der Andrea und ich von Anfang an auf Kriegsfuß standen.

Rob: (zu Andrea): Can you hear the cicadas? There was one landing on me on the ship this morning. Ich: Where did it land? Rob: It was sitting on my... uhm... uhm...leg. Ich zu Andrea: Als er eben so gezögert hat, hab ich gedacht, die Zikade wäre auf einem anderen Körperteil gelandet und er traut sich´s nicht auszusprechen. Andrea lachte. Rob wollte wissen, warum. Rhinozerus (Minuten später zu Rob): They were talking about your third leg (Verräterin!!!).

Rob teilte ihr (dem Rhinozerus) aus Dankbarkeit seinen gesamten Lebens- und Leidensweg mit, Andrea und ich verdufteten. Nach dem Duschen, Anziehen und Kochen war der Tag für uns beendet. Rob baute uns unser Zelt auf und bedankte sich tausendmal inständig dafür, dass wir ihn in unserem Zelt schlafen ließen. Dabei wollten wir nur Platzkosten sparen.