Historie

Die Geschichte der Schweizer Bahn

Es begann in Zürich ...

Als 1847 der erste Zug von Zürich nach Baden zuckelte, waren die Nachbarn der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Österreich, noch um einige Wagenlängen voraus.

Aber alsbald hieß es: "Die Schweizerbahnen dem Schweizervolk"! 1898 votierten die Schweizer mehrheitlich für eine Verstaatlichung der bis dahin unabhängig nebeneinander her wirtschaftenden Privatbahnen, und die Erfolgsgeschichte der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) konnte beginnen. Betrachtet man die widerspenstige Topographie der Schweiz, dann grenzt es schon an eine Wunder, dass der Alpenstaat zum Bahnland Nr. 1 in Europa avancieren konnte. Dazu waren freilich erst einmal milliardenschwere Investitionen in technische Meisterwerke, aber auch Finanzskandale und Katastrophen, notwendig.

Aber dann ging´s Schlag auf Schlag: 1902 dampfte der erste Zug der SBB in den Berner Bahnhof ein, und schon 1902 erklomm die Jungfraubahn die Strecke zum höchstgelegenen Bahnhof Europas, auf stolzen 3.454 m (zum Vergleich: der höchstgelegene Bahnhof mit Interregio-Anbindung in Deutschland heißt Feldberg-Bärental und liegt auf bescheidenen 967 m).

Bahnreform: mit der SBB AG ins nächste Jahrtausend!

Schlagworte wie Rationalisierung und Modernisierung beherrschen die Bahndiskussion, in jüngster Zeit auch die Privatisierung. Die SBB setzen die Bahnreform nach eigenem Bekunden mit Optimismus um. Die veränderten Spielregeln sollen die Stellung der Bahnen und damit des öffentlichen Verkehrs verbessern, da viele Restriktionen und Einflüsse verschwinden. Die SBB-Verantwortlichen räumen allerdings ein, dass sich der Wettbewerb auf der Schiene weitgehend auf den Güterverkehr und den internationalen Fernverkehr beschränken wird. Eine weitergreifende Aufsplitterung des Systems würde bei gleichen Preisen zu beträchtlichen Komforteinbußen für die Kunden führen.

Noch 1998 ist es soweit: 100 Jahre, nachdem die Schweizer Bürgerinnen und Bürger dem Rückkauf (Verstaatlichung) der sechs damals privaten Hauptbahnen zustimmten, werden am 01.01.1999 die Bundesbahnen in eine Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt. Gemäß der vom Parlament verabschiedeten Vorlage zur Bahnreform gibt der Bund in Zukunft die strategischen Ziele vor. Die SBB erhalten gleichzeitig mehr unternehmerische Autonomie, werden also unabhängiger von der Politik operieren können.

Mit der Trennung des Unternehmens in die beiden Bereiche "Verkehr" und "Infrastruktur" mit eigener Gewinn- und Verlustrechnung erfüllen die SBB gleichzeitig eine Forderung der EU. Als entschuldete Unternehmen müssen die Bahnen in Zukunft noch effizienter wirtschaften. Weiteres Kernelement der europäischen und schweizerischen Bahnreform ist der freie Zugang auf das Schienennetz anderer Bahnunternehmen. Ab kommendem Jahr treten in der Schweiz die entsprechenden Gesetze in Kraft. Privatbahnen können dann unter dem Begriff "open access" das Netz der SBB benützen. Umgekehrt profitieren die SBB von dieser Öffnung ebenfalls, indem sie ihre Verkehrsleistungen bei anderen Infrastruktur-Eignern offerieren.

Bleibt zu hoffen, dass die organisatorische Zerschlagung der guten alten SBB nicht zu so chaotischen Zuständen führt wie im britischen Mutterland aller Bahnherrlichkeit mit seiner inzwischen maroden Infrastruktur und völlig unübersichtlichen Betriebsformen!